k+a 2018.4 : Architekturmodelle | Maquettes d’architecture | Modelli architettonici

k+a 2018.4 : Architekturmodelle | Maquettes d’architecture | Modelli architettonici

Ein Modell sagt oft mehr als tausend Pläne oder Bilder: Architekturmodelle sind – von Kork- und Holzmodellen bis zu Objekten aus 3-D-Druckern – unverzichtbar für den Entwurfsprozess, das Entwickeln von Ideen und für die Erlebbarkeit von Architektur. Sie sind Ausdruck von Zwischenstadien, von Metamorphosen, die sich permanent weiterentwickeln. Anschauliches Beispiel für diesen «Work in Progress» im Kontext des Städtebaus ist unser Titelbild, das ein Modell der Stadt Zürich zeigt, welches seit den 1960er Jahren im Massstab 1:1000 parallel zur Stadt weitergebaut wird.
Modellbaumaterialien machten im 20. Jahrhundert einige radikale Veränderungen durch: So haben neue Kunststoffe wie Plexiglas die Darstellungsmöglichkeiten stark erweitert und gleichzeitig mehr Realismus bis hin zu statischen Experimenten zur Formfindung ermöglicht, wie unsere Autorin Teresa Fankhänel in ihrem Beitrag zeigt. Dass die Digitalisierung seit über drei Jahrzehnten die nächste Stufe der Entwicklung bestimmt, erstaunt nicht. Das Modell aber bleibt unverzichtbar – denn digitale Methoden dienen heute eher zur Beschreibung und Integration möglichst vieler Entwurfsparameter und erlauben es so, komplexe Zusammenhänge kontrolliert in Entwürfen zusammenzubringen.
Auffallend ist, dass Architekturmodelle in der Wissenschaft kaum erforscht sind und es in der Schweiz bezüglich Dokumentation noch viel zu tun gibt – wir hoffen, mit diesem Themenheft Anregungen zu geben.

 

Essay | Essai | Saggio
Teresa Fankhänel
Pappschachteln, Glasboxen und feuchte Tücher
Eine kurze Geschichte moderner Modellbaumaterialien

Zusammenfassung
Modellbaumaterialien haben im 20. Jahrhundert radikale Veränderungen durchgemacht, die von den neuen Baumaterialien der Moderne angeregt wurden. Neue Kunststoffe, allen voran das Material Plexiglas, erweiterten die Darstellungsmöglichkeiten von Architekturmodellen. Sie erlaubten einerseits einen grösseren Realismus in der Repräsentation moderner Architektur und dienten andererseits einer Reihe statischer Experimente zur Formfindung in neuen Baumaterialien wie Stahlbeton. Mit der zunehmenden Digitalisierung seit den 1980er Jahren wurden Modelle für einige dieser Aufgaben obsolet. Sie bewahren jedoch durch ihre Möglichkeit, eine persönliche Handschrift zu zeigen, eine Bedeutung für viele Architekten, die bis heute andauert.

 

Dossier 1
Franziska Nyffenegger
Schweizvorstellungen zum Mitnehmen
Modellchalets und Chaletmodelle

Zusammenfassung
Der sogenannte Chaletstil entsteht Ende des 18. Jahrhunderts vor dem Hintergrund eines romantischen Interesses an der Schweiz, wie es sich in Literatur, bildender Kunst, Architektur und Landschaftsarchitektur zeigt. Er ahmt die traditionelle alpine Architektur nach und interpretiert sie gleichzeitig völlig frei. Das Chalet ist also immer schon Modell: Modell für einen imaginierten Sehnsuchtsort, für Natürlichkeit und Einfachheit, für Sicherheit und Demokratie. Miniaturisiert wird das Chalet zum Reiseandenken und zum Modell der Erinnerung. Die Nachfrage nach solchen Souvenirs führt im 19. Jahrhundert in der Jungfrauregion zur Entwicklung der sogenannten «Hüselischnitzerei», einer heute ausgestorbenen Modellbautechnik.

 

Dossier 2
Johanna Strübin
Die Modelle für die St.Ursen-Kathedrale in Solothurn
Drei wenig bekannte Objekte von hoher Qualität

Zusammenfassung
Zum Bau der St. Ursen-Kirche in Solothurn wurden mehrere Modelle geschaffen. Davon sind drei der repräsentativen und anschaulichen, die als Objekte selber eine Wirkung entfalten, erhalten. Die Kirche erfuhr – zum Teil aufgrund des Architekturmodells – noch wesentliche Änderungen bzw. Ergänzungen: Kuppelbau, Turmwächterstuben, Skulpturenprogramm der Portalfassade und Freitreppe mit Figurenbrunnen. Der Glockenstuhl und die Fassadenreliefs wurden so ausgeführt, wie die Modelle bzw. Bozzetti es vorzeigen.

 

Dossier 3
Jasmin Schäfer und Stefan M. Holzer
Vision und Wirklichkeit: Modelle Schweizer Holzbrücken des 18.Jahrhunderts

Zusammenfassung
Im 18. Jahrhundert galt der Schweizer Holzbrückenbau als besonders fortschrittlich und leistungsfähig. Mit neuen Konstruktionssystemen liessen sich Spannweiten von weit mehr als 30 Metern realisieren. Besonders überlagerte Tragsysteme, die einen Stabbogen in den Tragwänden enthalten, kamen mit Vorliebe zum Einsatz. Obwohl heute die meisten der damals erbauten Brücken verschwunden sind, zeugen die erhaltenen Entwurfsmodelle von dem visionären Geist der damals tätigen Baumeister. Sie arbeiteten bevorzugt mit Holzmodellen, um ihre Entwürfe auch ohne rechnerische und theoretische Kenntnisse visualisieren und anschliessend verwirklichen zu können. Der Fokus des Beitrags liegt dabei auf zwei Modellen, die im Umfeld der Grubenmanns entstanden sind. Sie zeigen die für diese Zeit charakteristischen Konstruktionsmerkmale, wie sie besonders bei Brückenbauten in der Ostschweiz zu finden sind.

 

Dossier 4
Stefana Parascho
Integrative Architekturmodelle
Eine neue Rolle in der digitalen Architektur

Zusammenfassung
Die Bedeutung des Modells für den architektonischen Entwurf hat sich mit der Entwicklung der digitalen Architektur stark verändert. Wurden früher Modelle hauptsächlich zur visuellen und räumlichen Repräsentation eines Entwurfs eingesetzt, so dienen sie heute zur Beschreibung und Integration möglichst vieler Entwurfsparameter und erlauben es so, komplexe Zusammenhänge kontrolliert in Entwürfen zusammenzubringen. Eine direkte Anwendung solcher integrativen Modelle findet sich in der digitalen Fabrikation, wo komplexe Fabrikationsmethoden durch ihre Parameter beschrieben werden und somit Entwürfe erzeugt werden können, die diese Parameter erfüllen. Als Beispiel dient das Projekt «Entwurf und Robotische Assemblierung von Räumlichen Strukturen», welches an der ETH Zürich, Gramazio Kohler Research, entwickelt wurde. Durch den computergesteuerten Entwurfs- und Fabrikationsprozess konnten komplexe Stabstrukturen entworfen, visualisiert und mittels zweier Roboter zusammengebaut werden.

 

Dossier 5
Dora Sagardoyburu
De la miniaturisation à l’élaboration d’une mémoire collective
La maquette d’un château et son rôle social au XVIIIe siècle

Zusammenfassung
Ein kollektives Gedächtnis en miniature
Das Kunsthistorische Museum Neuenburg ist im Besitz des Modells eines miniaturisierten Schlosses, dessen Entstehung und Verwendungszweck unklar sind. Das Konzept dieser kleinformatigen Anlage aus Papiermaché beruht auf der Verschmelzung verschiedenster architektonischer Stilrichtungen, wobei das Werk vor allem als Spiegelbild der Neuenburger Gesellschaft des 18.Jahrhunderts von Interesse ist. Es handelt sich um eine vermutlich von Frauen liebevoll und aufwendig hergestellte Anlage mit dem Ziel, ein kollektives Gedächtnis zu erschaffen. In diesem Sinn ist das Modell nicht nur aus ästhetischer, sondern auch aus soziologischer Perspektive zu betrachten.

 

Dossier 6
Mascha Bisping
Die Stadt im Kleinformat
Stadtmodelle in der Schweiz und anderswo

Zusammenfassung
Der Artikel befasst sich mit der Geschichte von plastischen Stadtmodellen sowie mit verschiedenen Typen und Funktionen solcher Modelle. Während die ersten Stadtmodelle der Frühneuzeit im deutschsprachigen Raum noch ohne Auftrag entstanden, schätzten Stadtherren und Fürsten sie bald als repräsentative Instrumente der territorialen Herrschaft. Mit der Entfestigung und dem Wachstum der Städte im 19. Jahrhundert setzt eine zweigleisige Entwicklung ein: Einerseits wurden nun historische Stadtmodelle hergestellt, die verlorene Stadtbilder überliefern und die – abhängig von den historischen Kontexten – seit etwa 1850 mehrere Konjunkturen erlebt hatten. Andererseits entstanden auch neue Modelle, die stetig angepasst und erweitert werden konnten. Solche Modelle dienen heute noch der Verständigung über Städtebau – nicht nur unter Fachleuten, sondern auch mit der Öffentlichkeit. Die digitale Revolution hat vor den Stadtmodellen nicht haltgemacht. Im Idealfall ergänzen sich die virtuellen und die plastisch-physischen Modelle.

 

Interview | Interview | Intervista
Stephanie Ehrsam
Architekturmodelle: Zwischen Werkzeug und Kunstobjekt

Das Vitra Design Museum widmet sich in seinen Ausstellungen der Geschichte und Gegenwart des Designs sowie der modernen und zeitgenössischen Architekturgeschichte. Chefkurator Jochen Eisenbrand spricht im Interview über die spektakulären Entwurfsmodelle des Pritzker- Preisträgers Frank Gehry, die Bedeutung von Modellen in Architekturausstellungen und über die Chancen, die sich mit Virtual Reality für die Vermittlung von Baudenkmälern eröffnen.

 

Aktuell | Actuel | Attuale
Nicole Pfister Fetz, lic.phil.I, Präsidentin GSK
Billet de la présidente
«Mir hei e Verein, i ghöre derzue», sang einst Mani Matter

 

Publikationen der GSK | Publications de la SHAS | Pubblicazioni della SSAS
Michael Leuenberger
Die Schlösser in Oberdiessbach

Mit der feierlichen Vernissage für den GSK-Kunstführer vom 12. Oktober in Oberdiessbach schliesst sich für die Familie von Wattenwyl ein Kreis – über Jahrzehnte dauernde Restaurierungsarbeiten und intensive Forschungen fanden einen würdigen Abschluss.

 

Publikationen der GSK | Publications de la SHAS | Pubblicazioni della SSAS
Leo und Lila in Basel
Zwei Katzen entdecken die Altstadt von Basel

 

Auslandreisen | Voyages à l’étranger | Viaggi all’estero

  • Japans kulturelles Erbe
    • Eine Reise durch die japanische Geschichte während der Kirschblüte Skulpturengärten und Villen
  • Medici-Villen, Tarotgarten und Tivolipark in der Südtoskana und Latium

 

Aktuell | Actuel | Attuale
Lehrgang Denkmalpflegepraxis

 

Aktuell | Actuel | Attuale
139. Jahresversammlung der GSK - Samstag, 25. Mai 2019 im Schloss Chillon

 

Bücher | Livres | Libri
Authentische Kulissen – Graubünden und die Inszenierung der Alpen

 

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Preis
CHF 25.00
GSK-Mitgliederpreis
CHF 17.00
Type:
Buch
Abbildungen
106
Seitenzahl
80
Autoren
Diverse
Artikelnummer
K+A-2018.4
Inhaltssprache
Deutsch
Französisch
Italienisch
Erscheinungsdatum
ISBN
978-3-03797-345-5
Bandnummer
69. Jahrgang, 4.2018
Verlag
Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte